Fünf Minuten Ekel – Interview mit Lukas Diestel & Jonathan Löffelbein

Foto: Promo

Ob sich das Wort Küche von Können ableitet, mag jeder für sich selbst entscheiden. Meistens ist es anders, und das Könnte-Können dominiert. Das Autorenduo Lukas Diestel und Jonathan Löffelbein sammelt seit Jahren die schlimmsten Kochversuche, die bei chefkoch.de zu finden sind. Beide entwickelten daraus die Blog-Idee „Worst of Chefkoch“ und gaben 2018 ihre gleichnamige Rezeptsammlung als Buch heraus. Wir sprachen mit ihnen.

DISGUSTING FOOD MUSEUM BERLIN: Welche Ekel-Kriterien müssen die Gerichte für Euer Projekt „Worst of Chefkoch“ erfüllen?

Lukas Diestel: Das kann alles Mögliche sein, im Großen und Ganzen haben sich für uns intern ein paar Kategorien herauskristallisiert. Da gibt es zum einen Rezepte mit gewöhnungsbedürftigen Zutatenkombinationen, siehe Bananen-Hühnerherzen-Champignon-Lasagne, zum anderen Rezepte mit extrem viel von einer Zutat, was dann oft Fleisch ist, aber nicht zwangsläufig. Wir hatten aber auch schon Einträge, wo das Essen an sich vielleicht nicht sonderlich eklig war, aber die Art und Weise der Anrichtung oder tendenziell die „Idee“ dahinter. Ein totes Huhn auf eine halbvolle Bierdose zu stülpen, und so zu backen, soll beispielsweise sehr lecker sein, ein bisschen eklig finden wir es trotzdem. Ist wohl nicht sonderlich gesund aufgrund der Farbstoffe an den Bierdosen. Der Ekel nimmt bei uns also durchaus verschiedene Formen an. Wir würden mal sagen, von konkret bis abstrakt ist alles dabei. Eine feste Liste mit Checkboxen, die ein Gericht erfüllen muss, um bei uns aufzutauchen, haben wir aber nicht.

DFM BERLIN: Was überwiegt beim Ekel: das Visuelle oder das Geschmackliche?

Jonathan Löffelbein: Da wir zum Glück nur eine Handvoll Rezepte selbst probiert haben, ist es wohl das Visuelle. Wir gehen bei der Suche sehr subjektiv vor. Es geht in diesem Sinne nicht um Geschmack, es kann bloß der Rezeptname sein, der als Aufhänger genommen wird. Wir hatten beispielsweise mal einen Post zum hessischen Gericht „Handkäs mit Musik“, das durchaus von Leuten geliebt wird. Dass der Name und die Zutatenliste an sich aber erstmal absurd sind, reicht uns als Aufhänger. Diese kulinarischen Absonderlichkeiten herauszustellen, auch wenn sie „normal“ sind, ist etwas, was wir mit dem Blog immer angestrebt haben. Am besten laufen die Posts natürlich, wenn das Bild schon sehr eklig aussieht.

DFM BERLIN: Welchen schlimmsten Küchenekel habt Ihr selbst jemals verbrochen?

Lukas Diestel: Schwer zu sagen. Früher sicher einiges. Da liegt der Fokus vielleicht etwas weniger auf dem Essen, und man hat so oder so noch einiges zu lernen in der Küche. Das in Kombination mit genereller Unlust, einkaufen zu gehen, bringt natürlich eklige Kombinationen mit sich, die ich aber alle halbwegs erfolgreich verdrängt habe. Nach knapp dreieinhalb Jahren Arbeit in Gastroküchen komme ich mittlerweile aber recht ekelfrei durch die Woche. Zum Glück.

Jonathan Löffelbein: Ich bin der schlechtere Koch von uns beiden, und da ich eine Zeit lang ganz gern einfach Zutaten zusammengewürfelt habe, um zu gucken, was dabei herauskommt, ist da auch einiges schiefgegangen. Leider sind meine Verdrängungsmechanismen recht stark, aber ich erinnere mich an unzählige falsch gewürzte Soßen oder an Bratkartoffeln mit Pesto und Erdnussbutter. Schande über mich.

Wir danken für das Gespräch!

Die Fragen stellte Dr. Martin A. Völker.

Lukas Diestel, Jonathan Löffelbein
Worst of Chefkoch – Die Rezeptsammlung des Grauens
Goldmann Verlag, München 2018
Taschenbuch, 192 Seiten
9,90 Euro
ISBN: 978-3-442-15979-6


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