Fünf Minuten Ekel – Interview mit Stefan Roth

Foto: pexels / monstera

Oft kommt es einem vor, als sei der Humor keine ursprünglich deutsche Erfindung. Gerade Ernährungsfragen werden zunehmend verbittert diskutiert. Um so erfrischender ist es, wie der Kommunikationsdesigner Stefan Roth, der sich als Cartoonist STERO nennt, mit dem Thema umgeht. Wir sprachen mit ihm.

DISGUSTING FOOD MUSEUM BERLIN: Ernährung wird heute oft als eine Art Ersatzreligion angesehen. Merkst du anhand von Reaktionen auf deine Zeichnungen, dass das Thema die Emotionen hochkochen lässt?

STERO: Ja, sehr sogar. Am besten lassen sich diese unmittelbar hochkochenden Reaktionen bei Facebook und Instagram beobachten. Jedoch lässt es nach. Vor knapp zehn Jahren waren die Reaktionen weitaus emotionaler. Mittlerweile hat die vegane Ernährung nicht mehr so sehr den Provokationscharakter, da die Nebeneffekte wie Umweltschutz, Ethik, Klimaschutz und Gesundheit dabei auf Fakten beruhen. Im privaten Umfeld hat es oft den Anschein, als würde ich durch meine vegane Ernährung die Wurst meines Gegenübers gefährden. Mittlerweile begegne ich diesem Verhalten mit Verständnis. Ist doch die Art, wie wir lieben, und wie wir essen, so ziemlich das Prägendste in unseren ersten Lebensjahren. Dementsprechend ist es sehr aufwendig, dieses zu ändern. Aber ja, hin und wieder kommentiert einer unter meinen Cartoons „Ich lass mir doch die Wurst nicht verbieten“ oder „Ich geh jetzt erstmal ein Schnitzel mit Bratwurst essen“. Also kalt lässt es meiner Meinung nach niemanden

DFM BERLIN: Ernährungsekel hat häufig etwas mit Produktionsabläufen zu tun, in deren Folge Tiere gequält werden und man der Umwelt Schaden zufügt. Gibt es Dinge, die du nicht zeichnen würdest, eine Grenze des künstlerisch Darstellbaren?

STERO: Im Bereich Ernährung? Nein.

DFM BERLIN: An welches Nahrungsmittel, welches Gericht kannst du dich erinnern, weil es ein starkes Ekelgefühl bei dir ausgelöst hat?

STERO: Mittlerweile an einen ganzen Haufen. Ich selbst aß früher sogar Innereien (saure Kutteln und Schweinskopfsülze). Heute würgt es mich bei tierlichen Lebensmitteln, die das Tier unverändert (gehäutet am Stück, Kopf sichtbar) zeigen. Mein Herz brach, und mich schwindelte, als ich bei Facebook mal ein Video gesehen habe, in dem in Asien ein Fisch lebend gegessen wurde. Doch hier mehr wegen der Ignoranz des schmerzempfindlichen Tieres als wegen der Nahrungsaufnahme.

Wir danken für das Gespräch!

Die Fragen stellte Dr. Martin A. Völker.

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