In der Not frisst der Teufel Fliegen!? Unsere Food-Realität sieht ganz anders aus: Insekten gehören zu den Proteinquellen der Zukunft. Wir sprachen darüber mit Frau Dr. Anna-Kristina Marel. Sie ist Koordinatorin des Projekts InsekBack des Max Rubner-Instituts in Karlsruhe, wo zu Mehlen für Backwaren auf Insektenbasis geforscht wird.
DISGUSTING FOOD MUSEUM BERLIN: Insekten-Produkte liegen längst in vielen Supermärkten, beispielsweise in Form von Hamburger-Patties. Dennoch gibt es Ekel-Vorbehalte gegenüber Insekten. Warum ist das so?
Dr. Anna-Kristina Marel: Das hat sicherlich kulturelle Gründe. Hier in Deutschland gelten Insekten meist als Schädlinge, die das Essen verderben können oder als Krankheitsüberträger. Warum sollte man sie also essen wollen? Hinzu kommt, dass Insekten meist komplett gegessen werden. Sie können ja einen Mehlwurm schlecht filetieren. Auch das ist für uns ungewohnt. Hier kommen die Insekten am ehesten den Meeresfrüchten nahe.
DFM Berlin: Können Insekten Hungersnöte lindern oder sogar vermeiden helfen?
Dr. Anna-Kristina Marel: Das ist nicht so einfach zu beantworten. Hier in Deutschland werden Insekten ja meist als alternative Proteinquelle diskutiert – eben als Ersatz. Weltweit werden Insekten schon seit sehr langer Zeit regelmäßig verspeist und sind damit fester Bestandteil der Nahrungsaufnahme. Allerdings werden hier Insekten traditionell in der Natur gesammelt. Ich könnte mir vorstellen, dass durch das gesteigerte Interesse an Insekten als Proteinquelle die gewerbliche Zucht und Haltung vorangetrieben und optimiert wird und davon dann auch Länder profitieren, in denen Hungersnöte ein Problem sind.
DFM Berlin: Über welche Insekten auf Ihrem Teller würden Sie sich am meisten freuen?
Dr. Anna-Kristina Marel: Das kommt darauf an, unter welchem Gesichtspunkt. Wenn man nur vom Geschmacklichen ausgeht, fände ich schwarze Ameisen interessant, die sollen einen leicht süßlichen Geschmack haben. Ich selbst habe bisher nur Mehlwürmer gegessen – natürlich im Brot, als knusprigen Snack oder auch in Pralinen oder Cookies. Da ist der Eigengeschmack der Larven sehr im Hintergrund und kann kaum wahrgenommen werden. Zu berücksichtigen ist auch die Nährstoffzusammensetzung der Insekten. Diese kann sehr stark zwischen den Spezies variieren, hier kommt es also darauf an, welche Fette, Vitamine oder auch Spurenelemente man gerne auf seinem Teller finden möchte.
Wir danken für das Gespräch!
Die Fragen stellte Dr. Martin A. Völker.